Kwassi Bruce

Der Pianist und Musikkapellmeister mit viel Mut

Kwassi Bruce wird 1893 im westafrikanischen Togo geboren. Mit 3 Jahren kommt er zusammen mit seiner Familie nach Berlin, weil diese bei der Ersten Deutschen Kolonialausstellung arbeitet. Dort sollen Schwarze für ein weißes deutsches Publikum "afrikanisches Alltagsleben" nachahmen. Nach Beendigung der Ausstellung kommt Kwassi in eine deutsche Pflegefamilie. Schon früh wird das große, musikalische Talent des Jungen erkannt und gefördert. Er wird Pianist und macht mehrere Tourneen ins Ausland.

Mit dem Machtwechsel 1933 wird ihm die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen. Kwassi Bruce verliert seine Arbeit als Musikkapellmeister in einem großen Restaurant mit der Begründung, dass die Gäste nicht länger Schwarze Menschen sehen wollen. Doch er lässt sich nicht einschüchtern. Enttäuscht und wütend über das rassistische Verhalten der Deutschen schreibt er einen 10 Seiten langen Brief an das Deutsche Kolonialamt und beschwert sich über die Lebenssituation von „Nichtariern“ in Deutschland. Dieser Brief zeigt Wirkung. Die Nazis versuchen zu beschwichtigen, weil sie kein Interesse daran haben, diese Beschwerden in Afrika bekannt werden zu lassen. Man will schließlich die ehemaligen Kolonien auf dem afrikanischen Kontinent zurückgewinnen. Da kann sich Deutschland ein schlechtes Image in diesen Ländern nicht leisten. Kwassi Bruce bekommt wieder Arbeit. Er arbeitet als Schauspieler und später als Direktor in der Deutschen Afrika-Schau, einer Art Wanderzirkus. Dort wird einem deutschen Publikum angebliches afrikanisches Dorfleben vorgeführt. Viele der Schwarzen Schauspieler sind nie in ihrem Leben in einem afrikanischen Dorf gewesen. Für sie ist diese Arbeit einfach nur die einzige, noch verbleibende Verdienstmöglichkeit.

 

1940 verlässt Kwassi Bruce Deutschland und geht nach Togo. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg kehrt er zurück nach Berlin. Doch heimisch fühlt er sich dort nicht mehr. Er wandert in den 50er Jahren nach Paris aus, wo er 1964 stirbt.