Die Zeit des Nationalsozialismus ist ein wesentlicher Bestandteil der deutsch-französischen Beziehungen. Die von den Geschichtswissenschaften beider Länder fast vergessenen Biografien stellen ein Bindeglied zwischen den heterogenen Migrations-
gesellschaften Frankreich und Deutschland und einer für Europa essentiellen Erinnerungskultur dar.
Schicksale französischer Kolonialmigrant/innen, frankophoner Widerstandskämpfer/innen und Biografien der großen türkisch-jüdischen Gemeinde in Paris werden auf den nächsten Seiten vorgestellt.
In die Konzentrations- und Vernichtungslager verschleppten die Nationalsozialisten seit Kriegsausbruch Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft. Wer aus Frankreich kam, wurde zuerst in das Sammellager von Compiègne oder Drancy gebracht. Der weitere Transport erfolgte in überfüllten und verdreckten Viehwaggons. Viele Schwarze unterschiedlicher Herkunft wurden während des Krieges in solche Lager gebracht. Wie viele Schwarze Menschen von den Nazis verschleppt wurden, lässt sich heute kaum rekonstruieren. Das liegt vor allem daran, dass sich die Forschung lange nicht für das Schicksal dieser Menschen interssiert hat. Erschwerend kommt hinzu, dass außereuropäische Länder zur Kolonialzeit von Europäischen Mächten besetzt waren. Die Menschen in diesen Ländern hatten schlichtweg keine eigene Nationalität - sondern die des besetzenden Landes. Menschen aus Senegal oder der Elfenbeinküste galten als Franzosen. Fast unmöglich also die deportierten Schwarzen heute zu finden.
An Schwarzen wurden in den Konzentrationslagern Menschenversuche durchgeführt. Ab 1940 z.B. an Schwarzen Kriegsgefangenen im Kolonialmedizinischen Sonderlazarett in St. Médard bei Bordeaux. Mit dieser Vorgehensweise knüpften die Deutschen Ärzte an Erfahrungen ehrgeiziger deutscher Kolonialärzte an, die schon zur Kaiserzeit in Afrika mit gefährlichen Medikamenten an Menschen experimentierten.
Außerdem werden Schwarze Menschen, die in KZs ermordet wurden an Anatomische Institute überführt, um ihre Leichen dort zu konservieren.
Unmittelbar nach der Besetzung Frankreichs durch die Nationalsozialisten, rächten sich viele Wehrmachtsangehörige an Schwarzen Soldaten für die „Schwarze Schmach“. Darunter verstanden die Nationalsozialisten die Besetzung des Rheinlandes nach dem Ersten Weltkrieg durch französische Kolonialregimenter.
Es kam zu Exekutionen ohne Gerichtsverhandlungen, sowohl an einfachen Schwarzen Soldaten, als auch an höheren Offizieren.
So wird von 600 Schützen des 44. Kolonialinfanterieregiments berichtet, die zunächst den deutschen Vormarsch aufgehalten hatten. Dabei ging ihnen die Munition aus und sie wurden unter Missachtung der internationalen Konventionen bis zum letzten Mann massakriert. Auch bei den sogenannten „Senegalschützen“, die Lyon verteidigten, gab es keine Gnade und keine Gefangenen. Die Deutschen erschossen etwa 200 Gefangene, überfuhren sie mit den Panzern und stellten ihre sterblichen Überreste öffentlich zur Schau. Der Adjutant Marcel Requier berichtet von der „Sonderbehandlung“ der Wehrmachtsangehörigen mit Schwarzen Kriegsgefangenen:
„Nach etwa 800 Metern wurde die Kolonne auf der Straße nach Chères angehalten und die Senegalschützen wurden auf eine Wiese am Straßenrand geführt. In diesem Moment forderte sie ein Deutscher auf loszurennen. Kaum hatten einige Männer zu rennen begonnen, da knatterten auch schon die MGs der Panzer und mähten unsere unglücklichen Schützen erbarmungslos nieder.“
Hier gehts weiter zur Biografie des berühmten Theoretikers und Schriftstellers Frantz Fanon und «Die Verdammten dieser Erde»